Find your Way
Aktualisiert: 7. März
Ich habe mich nun vor fast einem Jahr auf den Weg gemacht. Auf meinen Weg. Auf meinen Weg – zurück zu mir.
1.240 km - geleitet von dem Wunsch und der Sehnsucht anzukommen.
Anzukommen im eigenen Körper.
Warum ich hier darüber schreibe? Ich möchte mich selbst immer wieder daran erinnern, warum ich jetzt hier bin, wo ich gerade bin. Vielleicht inspiriert dich diese Geschichte ja etwas. Ich möchte dich ermutigen, dich auch auf deinen ganz persönlichen Weg zu machen. Geleitet von deinem Herzen.

Irgendwie hatte ich mich verloren, ohne es zu merken. Habe es zugelassen, dass ich mich immer weiter von mir selbst entfernt habe. Ein Ereignis – eine intuitive Entscheidung – und mein gesamtes Leben hat sich schlagartig verändert. Diese Entscheidung hat mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt – hat einmal mein gesamtes ICH durchwirbelt und in Frage gestellt. Dadurch habe ich mir selbst die Möglichkeit eröffnet, mich selbst zu fragen, wer ich eigentlich sein möchte. Welche Werte ich habe, welche Werte ich verkörpern und leben möchte. Wer möchte ich sein und wie möchte ich sein? Jeder Mensch darf sich das jederzeit fragen. Immer und immer wieder aufs Neue. Das Leben findet nun mal jetzt statt und DU bist die Hauptperson. Es ist dein Leben und du darfst bestimmen, in welche Richtung du gehst. Ich habe mich auf meinen Weg zurück zu mir gemacht. Ich habe Job und Wohnung gekündigt - habe die Wanderschuhe fest zugeschnürt und mir den Wanderrucksack aufgezogen. Ohne Internet – nur mit Reiseführer und Vertrauen darauf, dass ich die Zeichen, die Wegweiser richtig deute – habe ich mich auf den Weg nach Santiago de Compostela gemacht. Ich habe mich auf meinen ganz persönlichen Jakobsweg gemacht – und bin am Ende sogar viel weiter gekommen, als ich es mir habe vorstellen können. Meine Reise ging in Irun – Grenze Frankreich – Spanien los – angekommen bin ich dann in Porto – Portugal. Nun sitze ich hier in Köln, in meiner eigenen Wohnung, schaue aus dem Fenster heraus und sehe die Straßenbahn, die gute KVB vorbei rauschen. Ich möchte dir gerne mehr von diesem Weg, von dieser Reise zu mir selbst erzählen.
Mein Körper hat mir bereits über mehrere Jahre hinweg Zeichen gegeben, hat versucht mit mir zu sprechen, doch ich konnte die Zeichen nicht deuten, bzw habe mir selbst nicht die Ruhe gegönnt, genauer hinzuhören und bin immer wieder weg von mir selbst gerannt. Weg von dem Schmerz, der sich immer weiter festgesetzt hat und Teil meines Alltags geworden ist. Tägliche Bauchschmerzen und Selbstzweifel waren über zwei Jahre meine täglichen Begleiter. Ich habe mich in meinem eigenen Körper nicht mehr wohl gefühlt. Habe mir selbst nicht mehr vertraut und wusste einfach nicht mehr weiter. Habe mich irgendwie verrannt, weil ich stets nach anderen geschaut habe und stets die Bedürfnisse der Menschen in meinem Umfeld im Fokus hatte. Dabei habe ich meine eigenen Bedürfnisse hinten angestellt und jegliche Grenzen überschritten und mir damit mehr geschadet, als ich es anfangs dachte. Dann kam da plötzlich diese intuitive Eingebung. Damit habe ich Menschen, welche mir viel bedeutet haben, stark verletzt. Habe NEIN zu anderen gesagt. Und dadurch JA zu mir selbst. Ich habe wahrscheinlich das erste mal mich selbst ganz bewusst an erste Stelle gestellt. Habe mich selbst als Priorität in meinem Leben anerkannt. Das hat Mut gekostet. Mut, ein Leben, wovon ich dachte, dass es das wohl irgendwie ist, aufzugeben und mein eigenes Leben und mich selbst neu zu kreieren. Auch das habe ich stark gespürt. Diese Entscheidung hat sich erst schlimm angefühlt, ich dachte - ich verliere den Boden unter meinen Füßen, verliere die Kontrolle über mein Leben. In Wahrheit habe ich mir die Kontrolle über mein eigenes Leben zurück erkämpft. Monate später kann ich diese mentalen und körperlichen Zusammenhänge erkennen und den epileptischen Anfall zuordnen. Mein Körper hatte mit mir gesprochen und mich wach gerüttelt. Hat mir meine Grenze mehr als deutlich gezeigt. Es hat funktioniert. Ich habe hingehört. Ich habe mir selbst zugehört und Entscheidungen getroffen. Ich „somatisiere“ stark, was bedeutet, dass ich mentale Prozesse auch stark körperlich wahrnehme, wofür ich mittlerweile dankbar bin und diese Prozesse als Bereicherung anerkennen kann. Dieser epileptische Anfall ist nach weiteren Untersuchungen als „unklassifizierte Epilepsie mit zusätzlichen dissoziativen Anfällen“ zuzuordnen. An anderer Stelle dazu mehr. Diese Diagnose hat mir den Rest gegeben und mich wach gerüttelt. Für mich war klar, so kann es nicht weiter gehen und es ist Zeit für eine große Veränderung. "Turn Pain into Power". Es ist an der Zeit, wieder gut für mich zu sorgen. Ich wusste nicht wo hin. Ich wusste nur – weg. Weg von da, wo ich war. Hin zu all dem neuen, was auch immer da kommen mag.

„You`re ready to start the Camino – as soon as you finished the Camino“ wurde mir von einem erfahrenen Pilger gesagt. Mehrere Kilometer habe ich darüber gegrübelt und mich gefragt, wie er das wohl meinte. In Santiago „angekommen“ – habe ich es verstanden. Es hat sich noch nicht richtig angefühlt und ich hatte ein starkes Bedürfnis weiter zu pilgern. Mich haben meine Füße weiter bis ans Ende der Welt zum Cap de Fisterra geführt, dort habe ich mein „neues Ich“ willkommen geheißen und all die Pilger Rituale durchgeführt. Doch selbst da…. War für mich klar, das kann es noch nicht sein. Ich bin noch nicht bereit „zurück“ zu kehren. Also ging es weiter bis nach Porto. Ich bin den Portugiesischen Küstenweg „rückwärts“ gelaufen. Für viele Pilger, welche entgegengesetzt gelaufen sind, kam es so vor als würde ich „falsch“ laufen, was sie mir auch mehrmals gesagt haben. „Du bist falsch“ – habe ich mir oft anhören müssen. Ich musste dann oft einfach nur grinsen und habe nur grinsend erwidert: „Ich bin genau da, wo ich hingehöre. Und du bist auch auf deinem richtigen Weg. Buen Camino.“
Ich habe mich fast täglich „verlaufen“. Bin immer wieder vom Weg abgekommen – und habe meist genau dann die wichtigsten Erkenntnisse für mich gewinnen können und meistens dann die wertvollen Erfahrungen und Erinnerungen sammeln dürfen, an welche ich mich rückblickend am ehesten erinnere und mich tatsächlich ironischer weise auf „meinen“ Weg gebracht haben. Ob es Begegnungen mit Menschen und die zusammenhängenden inspirierenden Gespräche waren oder unvergesslich schöne Ausblicke, Geräusche, Gerüche, Gedanken waren….
„Sometimes you need to get lost – to find yourself.“

Alles passiert aus einem guten Grund. Ich habe gelernt, darauf zu vertrauen, dass genau das – egal wie schwer es vielleicht auszuhalten ist – okay ist. „Take your Time“. Du hast all die Zeit die du brauchst, für dich. Für dich und deine Wünsche, Träume, Bedürfnisse. Erlaube dir, in dein Herz zu hören und deiner Intuition zu folgen. Auch wenn es mal schwer ist und du denkst, phuuu… das hört ja niemals auf. Ja. So ist es auch. „Progress never ends“. Du darfst aus jeder Erfahrung lernen. Lass dich von dir selbst und deinen Erfahrungen inspirieren. Sei du. Es lohnt sich. Tu es für dich. Für die Liebe zu dir selbst.
Schau dich an. Nimm wahr, wie du bist, wer du bist. "Face your shadow". Komplett unverhüllt, authentisch.

Ich habe JA zu mir selbst gesagt und bin bei mir angekommen. An manchen Tagen denke ich, dass ich mich wieder verloren habe. Dann fühlt es sich an, als würde ich in meinen Gedanken versinken und nicht mehr raus kommen. Dann kommt ein innerlicher Sturm mit Regen – und dann zwinkert mir am Horizont die Sonne wieder zu und es entsteht ein wunderschöner Regenbogen am Himmel. Solche Tage sind „Regenbogen Tage“ für mich. Und tatsächlich sind genau diese Tage, welche sich zu Beginn schrecklich und hilflos anfühlen - unvergessliche „Museums Tage“, wie John Strelecky es bezeichnen würde. Tage, welche bedeutend für meinen Lebensweg sind. Tage, an welchen ich über mich hinaus gewachsen bin, weil ich mich getraut habe, alles zu fühlen, was es zu fühlen gibt. „Never fear to feel“. Gefühle sind schließlich zum fühlen da. „Do what makes your heart shine bride“. Egal wann, egal wo. Du kannst immer und jederzeit irgendwie etwas Gutes für dich tun. Besonders an solchen Tagen. Ich möchte dich mit diesen Worten ermutigen, auf dein Herz und auf dein Bauchgefühl zu hören. Du weißt, was das richtige für dich ist. Folge diesem Gefühl.
Lass sie Welt leiser werden und dein Herz laut.
„No words needed – when your soul is speaking.“.
Ich habe mir die Zeit genommen hinzuhören. Und bin dieser Stimme gefolgt. Ich habe mein Leuchten wieder gefunden. Nun sitze ich hier in Köln. Ein Alltag, welcher geprägt von Zimtschnecken, Backstuben Gerüchen und Yoga besteht. Ich bin zufrieden und voller Vertrauen.
"It´s Caketime" - ENJOY.
„Lebe deinen Traum“ – hat mir damals meine Mama schon in mein Kinderzimmer über meine Tür geschrieben. Dafür bin ich noch immer dankbar. Träume sind zum leben da. Und das ist kein Postkarten Spruch. Das ist Fakt.
Ein zuckersüßer Fakt mit einer großen Prise Wahrheit und Mut.
Angst und Mut laufen Hand in Hand durchs Leben. Es ist die Frage für was du dich entscheidest.
Step by Step.
Namaste,
Hannah
P.S. : Weitere Jakobsweg Berichte folgen in separaten Beiträgen. 😊
